Eierstöcke entfernen nach den Wechseljahren

Eierstöcke entfernen heisst die Diagnose. Wie fühlt man sich nach der Operation, was geschieht im Körper? Was meint die Seel dazu und wie geht es weiter?

Hier ein Erfahrungsbericht.

Eierstöcke entfernen: Nach der Operation

Ich wachte auf und erstaunlich schnell war mir klar wo ich war und worum es ging. Es sind nur ein paar Minuten vergangen seit der Eierstock-Operation, der Anästhesist hatte mich darauf vorbereitet. Mein erster Satz folgte meinem ersten Gedanken ‚Habe ich noch einen Eierstock?‘ Nein, es wurden beide entfernt.

Leere. Traurigkeit. Und dann die Frage ‚Warum?‘ Der zweite Eierstock sollte nur entfernt werden, wenn das ‚Ding‘ am ersten kein Teratom war, sondern ein Tumor, der sich in seinem Revier ausweiten und überall hinreichen kann wie ein Tintenfisch. So hatten wir die Operation der Eierstöcke mit den Ärzten abgemacht. (Das mit dem Tintenfisch stammt von mir.) Die schleichende Angst vor dem Formlosen, Unsichtbaren, Unberechenbaren zulassen?

Lähmung

Die erste Nacht nach der Operation war schlaflos – zumindest gefühlt. Der Schmerz der Wunden war kaum stechender als jener der Trauer um meine Eierstöcke. Das Unangenehme war vielmehr die Lähmung zu der ich verdammt war. Die Nadel am linken Handrücken verband mich mit einer Plastikflasche über mir, die mir wohl Gutes einflössen sollte. Am Bettrand hingen kleinere Plastikflaschen um mich zu entleeren. Ein Röhrchen führte über ein kleines Loch auf der linken Seite in meinen Bauch. Spülflüssigkeit von der Operation, gemischt mit Blut, wurde mit erklärt. Ein anderes Röhrchen führte zum Behälter rechts an meinem Bett, mit gelber Flüssigkeit. Ich versuchte mir vorzustellen wo das Röhrchen hinführte, wagte aber nicht mich zu bewegen, geschweige denn irgendwelche Muskeln anzuspannen. Der gefühlte Druck auf der Blase sei unbegründet meinte die Nachtschwester, es fliesse alles automatisch ab in die kleine Flasche. Es war mir unklar ob das Unwohlsein trotz ihrer Zurechtweisung der Druck auf die Blase war oder der Körper noch den Eierstöcken nachspürte, denn es lag alles sehr nah beieinander. Es war jedenfalls ein regelrechtes Glückserlebnis am nächsten Morgen als ich zumindest diese gelbe Erweiterung loswurde und die ersten Schritte ins Bad machen konnte.

Noch am gleichen Tag wurde ich auch die Plastikflasche über mir los und kam in die Kategorie Diät 1: Joghurt und Zwieback. Da lebt man doch langsam wieder auf! Mit dieser neugefundenen Freiheit war auch die nächste Nacht friedlicher und ab da ging die Genesung nur noch steil bergauf!.

Wasserfall Illustration Eierstöcke

Bilder: Parco delle Gole della Breggia, Tessin, Schweiz

Die Zeit der Genesung der Eierstöcke, die nicht mehr da sind

Nach der dritten Nacht konnte ich heimfahren, fast schon ein normales Leben führen. Der Bauch fühlte sich aufgebläht an, was normal sein soll nach einer Operation. Ich hatte drei kleine Narben mit je drei oder vier Stichen und das Strohhalm-Loch, das langsam von alleine zuwuchs. Auch innen schien es recht ruhig zu sein. Als ich eine Woche später einer Freundin beim Umziehen half (ich trug nur Kissen und die leichten Taschen die Treppen hoch und runter), meldete mir ein leichtes Stechen, dass genug war.

Dieser Bauch, der früher mal neues Leben gezeugt hat, wollte nun wieder meine ganze Aufmerksamkeit, Zuneigung, zärtliche Fürsorge. Je mehr Zeit vergeht, umso winziger wird das Stechen, wenn genug ist.

„Geschlechtsverkehr ist sofort möglich“ stand im Austrittsschreiben des Spitals… das war doch etwas verblüffend. Rein technisch war die Vagina nicht betroffen, in der Tat. Die Rede war wohl vom Prokreationsakt.

Ich habe auch zwei Wochen nach der Operation manchmal das Gefühl, ein leichtes Stechen in den nicht mehr vorhandenen Eierstöcken zu fühlen. Aber wahrscheinlich sind es die Narben, die heilen.

Eierstöcke entfernen – und nun die Gebärmutter?

Zwölf Tage nach der Operation fühlte ich mich fit um bald wieder das Yoga aufzunehmen und endlich in dieser Sommerhitze in den See einzutauchen (Juni 2022, 30-35 Grad Celsius), als der Anruf der Gynäkologin kam. Das ‚Ding‘ war in der Biopsie als Borderline-Tumor befunden worden. Jetzt hatte es endlich seinen Namen.

Nicht gut, nicht schlecht, wandeln auf einem Grat. Muniziös – schleimbildend sei er gewesen. Was soll ich mir darunter vorstellen? Und in den Flüssigkeiten in meinem Bauch seien Spuren von klitzekleinen atypischen Zellen am Herumschwimmen. Lasst mich allein, ich will auch im See schwimmen!

Aber ich bin nicht mehr alleine. Muss mich der Medizin beugen. Beziehungsweise der atomar ansetzenden Selbstvernichtung meines Körpers ein Ende setzen.

Präventiv sollen nun also Gebärmutter, Blinddarm und das Lymphnetz im Bauch (Omentum) entfernt werden. So zeitnah als möglich, meinte die Ärztin.

Ich nehme mir zwei Wochen Auszeit vor der nächsten Operation. Das Leben leben. Bewusst jeden Moment kosten. Bevor ich wieder aufwache und mich frage wo ich bin um worum es geht.

Water to illustrate Ovaries

Leben ohne Eierstöcke nach den Wechseljahren

Liebe Ladies, beide Eierstöcke entfernen nach den Wechseljahren hat bisher nichts an meinem Leben und Fühlen geändert. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich sogar stärker, denn ich weiss, ich bin mehr als die Summe meiner Hormone. Die Energie, die der Körper früher für die Eierstöcke aufwendete ist nun umgeleitet auf die anderen wichtigen Organe: Herz, Gehirn und Leber. Ich fühle mich in meiner Persönlichkeit gestärkt und ich blühe auf.

Was ist die Ursache der Krankheit?

Es bleibt die Frage nach dem Warum? Ich werde sehr gut begleitet von Freunden, Familie und insbesondere für diese Frage auch von einer Professionellen. Sie hilft mir, mir die richtigen Fragen zu stellen und in mich reinzufühlen, um diesem Warum auf den Grund zu kommen. Körper, Geist und Seele sind eng verbunden. Dieser Tumor ist seit langer Zeit gewachsen und er ist kein Ergebnis des Zufalls. Mit welchem Aspekt meines Wesens ist er verbunden, welches ist der Auslöser und wie kann gleichzeitig mit seiner Heilung auch dieser Aspekt und somit die Seele geheilt werden?

Holistische Ansätze können zur Findung der Ursache für die Krankheit führen, wie die Traditionelle Chinesische Medizin oder auch ganzheitliche Medizin wie z.B. Dr. Dahlke. Ist unser Körper in den Händen der traditionellen Medizin, braucht die Seele eine alternative Heilung. Diese kann wiederum klassisch durch Psychologen erfolgen oder auf altüberbrachtem Wissen beruhen wie energetische Heilung, Bauchmassagen, Schamanen-Reisen, Hypnose, Meditation…

Meine persönlichen Verletzungen der Seele sitzen tief. Ich bin überzeugt, dass sie dank der regelmässigen Praxis von Yoga, den Atem- und Meditationsübungen über die letzten Jahre den Körper nicht zu stark belasten und die endgültige Diagnose nach der nächsten präventiven Operation kein Krebs sein wird. Eine wunderbare Frau hilft mir die Ritze der Seele vollends zu glätten, die ich ohne den Eierstock-Tumor wahrscheinlich nie als Wunden erkannt hätte.

Wie geht’s weiter?

Und dennoch ist die nächste Etappe die Entfernung von Gebärmutter, Blinddarm und Lymphnetz. Ich habe nicht den Mut aufzubegehren und zu sagen ‚Ich brauche das nicht, meine Seele heilt und mit ihr mein Körper‘. Wer bin ich schon gegen eine Gruppe von Frauen und Männern in weissem Kittel, die sich versammelt haben im Tumor-Board (sic!) und die nächste Operation empfehlen.

Es ist erstaunlich wie viele Frauen aus meinem Umfeld keine Gebärmutter mehr haben, sie wurde ihnen oft schon in ihren 40ern entfernt. Alle scheinen ein normales Leben zu führen wie davor, nur Frauen im gebärfähigen Alter müssen verkraften, keine Kinder mehr kriegen zu können. Andererseits ist es doch eine grössere Operation als es die Eierstöcke entfernen war. Was kommt da auf mich zu? Wie lange werde ich wieder gelähmt sein, auf die Unterstützung anderer angewiesen und alle Aktivitäten runterschrauben müssen?

Ich bin zuversichtlich, freue mich auf das Leben danach, denn die erste Operation hat mich gestärkt und ich weiss ich habe wunderbare Menschen um mich herum, die mich begleiten, was immer kommen mag.