Stresshormone und wie Yoga helfen kann

Du hältst eine Rede vor 10 Leuten und plötzlich kommt eine Hitzewallung. Sind die Stresshormone Schuld oder sind es die Symptome der Wechseljahre?

Was passiert im Körper bei Stress und ab wann macht Stress krank, dem gehen wir hier nach.

Es ist alles eine Frage unserer inneren Chemie. Welche Stresshormone wirken sich aus und wie kann man Hilfe finden? Stress ist ein Drahtseilakt: Er kann dich wachsen lassen oder zu Fall bringen.

Orselina orangene Statuen Tessin Lago Maggiore

Die Bilder wurden in Orselina aufgenommen, mit Blick auf den Lago Maggiore, Tessin, Schweiz (Februar 2022)

Hormonhaushalt im Alltag

Cortisol ist in erster Linie unser Aktivitätshormon.

Es sorgt dafür, dass wir den ganzen Tag über produktiv, belastbar und konzentriert sind. Das Hormon wird in den Nebennieren gebildet und folgt seinem eigenen Rhythmus. Die Cortisolkonzentration erreicht morgens ihren Höhepunkt und klingt gegen Abend langsam ab, bis das Schlafhormon Melatonin die Regie übernimmt.

Adrenal glands Nebennieren

Die Nebennieren sitzen auf der Oberseite der Nieren.

Kurze Stresssituationen

Stresshormone tun ihre Arbeit

Von unseren Vorfahren haben wir den sogenannten „Fight-or-Flight“-Modus für Gefahrensituationen geerbt. Plötzlich entwickeln wir eine bemerkenswerte Kraft, um zu kämpfen oder wegzulaufen. Um diese Energie zu entfachen, sendet unser Gehirn Signale an die Nebennieren, damit diese für kurze Zeit das Stresshormon Adrenalin ausschütten. Wir sind hellwach und effizient. Hält die Gefahrensituation länger als 10 Minuten an, wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet und übernimmt die Aufgabe.

In der Geschichte der Menschheit war diese Funktionsweise in langen Hungerperioden nützlich und ermöglichte unseren Vorfahren das Überleben.

Dann brachte uns die moderne Zeit Stress mit der Arbeit, Stress mit der Familie, Stress mit dem Leben. Warum ist Stress schädlich?

Anhaltender Stress

Wir geraten in den Hungermodus und körperliche Symptome treten auf

So funktioniert unser Körper auch heute noch. Wenn die Nebennieren über einen längeren Zeitraum hohe Mengen an Cortisol ausschütten, bereitet sich der Körper auf den „Hungermodus“ vor: Wir verbrennen weniger Kalorien und es wird Fett eingelagert. Auch die Funktion anderer Drüsen ist eingeschränkt.

  • Die Schilddrüse verlangsamt sich, was zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führt: Du fühlst dich kalt, müde, antriebslos und nimmst ohne ersichtlichen Grund zu.
  • Du hast weniger oder keine Lust auf Sex! Dein Körper will nicht, dass du in unsicheren Zeiten der Hungersnot, wenn es nicht genug zu essen gibt, Kinder bekommst. Er weist die Eierstöcke an, weniger Hormone zu produzieren.
  • Deine Muskeln schmelzen dahin. Sie aufrechtzuerhalten würde zu viel Energie erfordern. Außerdem sind sie ein idealer Brennstoff zur Energiegewinnung. In aller Stille werden sie von Fettzellen abgelöst.
  • Man bekommt Heißhunger und stürzt sich auf kalorienreiche Speisen wie Pizza, Schokolade und Kekse. Unser Gehirn belohnt uns mit Glückshormonen, was diese Leckereien magisch und attraktiv macht.
Orselina, Tessin, Stress-Yoga

Wann ist Stress schädlich?

Ungleichgewicht des Hormons Cortisol

Hat ein Löwe seine Beute erlegt oder den Kampf beendet, macht er ein langes Nickerchen unter einem großen Baum. Die Hormone kommen zurück ins Gleichgewicht und das gesamte System funktioniert wieder normal.

Leider ist im Leben des modernen Menschen permanenter Stress der Normalfall. Der Körper hat keine Gelegenheit, sich zu entspannen und zu regenerieren, und die Nebennieren schütten ständig das Hormon Cortisol aus.

Die ständige Produktion von Stresshormonen hält dich Schwung. Aber diese dampfende Fabrik kann auch unerwünschte Stresssymptome wie Angstzustände, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, Heißhunger, Konzentrationsschwäche und Reizbarkeit hervorrufen. Wenn du das Tempo weiter forcierst, kann es zu einer Nebennierenerschöpfung kommen: Du bist schon morgens nach dem Aufstehen müde, Panikattacken, depressive Verstimmungen und Schlaflosigkeit nehmen zu. Kurz gesagt, Burnout ist vorprogrammiert.

Ein hoher Spiegel des Hormons Cortisol geht auch mit einem hohen Blutzuckerspiegel und einem schwachen Immunsystem einher.

Palmen Tessin Orselina

Stress, was tun?

Stress packt Körper und Geist, hat sie unter Kontrolle. Das gibt dir wiederum zwei Ansatzpunkte, um die Kontrolle über deinen Cortisolspiegel zu behalten: Du kannst auf beides einwirken, auf den Körper und auf deinen Geist.

An erster Stelle steht ausreichender Schlaf, gefolgt von gesunder Ernährung und moderater sportlicher Betätigung, z. B. Spaziergängen in der Natur. Daneben gibt es viele Arten der Entspannung, in unterschiedlichen Bereichen. Anna-Maria Breil zum Beispiel bietet Pilates-Kurse an. Sie stellt fest, dass Stress die Kraft raubt und zeigt einfache Möglichkeiten wie man Kraft für die Seele tanken kann.

Yoga ist als Anti-Stress-Mittel par excellence bekannt und wirkt auf beiden Ebenen.

Auf der körperlichen Ebene wirkt es mit den Posen (Asanas). Zum Beispiel aktiviert und stärkt die Kobra-Pose (und viele andere Rückbeugen) die Nebennieren (Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol). Die Posen im Hormon-Yoga, wie sie von Dinah Rodrigues gelehrt werden, aktivieren die Produktion des Hormons Östrogen.

Um den Geist zu beruhigen, bietet das Yoga eine breite Palette von Methoden an. Sie reicht von Entspannung, Yoga Nidra, Visualisierung, Atemübungen (Pranayama), Meditation bis hin zu Mantra-Singen, Kirtan und Satsangs…. Die Hormon-Yogastunden gemäss Dinah Rodrigues enden immer mit Yoga Nidra, einer Atemübung und einer Anti-Stress-Übung. Nach der dynamischen Praxis wirken die Techniken beruhigend und bringen Harmonie in dein emotionales System.

Schauen wir uns ein paar der Anti-Stress-Übungen an.

Camelia Tessin Orselina

Zusammenfassend

Bei anhaltendem Stress kommt es zu einer Überproduktion von Cortisol durch die Nebennieren. Man gerät aus dem Gleichgewicht, geistig und körperlich. Die Nebennieren sind erschöpft, und von dort aus wird das gesamte System in Mitleidenschaft gezogen.

Um aus dieser Spirale herauszukommen, tritt einen Schritt zurück. Erkenne, was in deinem Leben wirklich wichtig ist: deine Gesundheit. Gestalte dein Leben so um, dass du genug Ruhe hast, um lange Spaziergänge im Wald oder am Wasser (Meer, See, Fluss, Wasserfall) zu machen. Verbinde dich mit der Natur und deinem Atem, schalte dein Handy auf Flugmodus, sei da und beobachte die Schönheit des Lebens um dich herum, ohne Absicht oder irgendwelche Erwartungen. Einfach nur sein, einen Moment lang das Tun oder Haben vergessen. Genieße das Jetzt, es ist alles, was existiert.

Versuche täglich 10 Minuten der Achtsamkeit oder des meditativen Zustandes zu finden. Und nimm dir 30 Minuten Zeit für körperliche Betätigung, ohne es zu übertreiben. Du willst dich nicht noch mehr stressen, du willst ein würdiger Bewohner deines Körpers und deines Geistes sein.