Wie funktioniert das Atmen?
Wie funktioniert das Atmen? Was geschieht beim Ein- und Ausatmen? Und wie kann man Atemübungen bewusst praktizieren?
Lass uns mit unserem Atem in Verbindung treten und eine kurze Reise zu unserem Zwerchfell machen. Dann werden die grundlegenden Atemtechniken geübt.
Die Bilder wurden in Locarno, Schweiz, aufgenommen.
Wie wird die Atmung gesteuert?
Egal ob wir schlafen, essen, singen, tanzen, reden, meditieren – wir atmen immer. Damit die Atmung dauerhaft funktioniert, gibt es zwei Mechanismen:
- Automatische Atmung: Sie beginnt mit dem ersten Atemzug bei der Geburt eines Babys und setzt sich auch im Schlaf und sogar bei Bewusstlosigkeit fort.
- Willentliche Atmung: Du kannst deinen Atem selbst steuern, wie schnell, wie tief und wie lange du atmen möchtest.
Die willentliche Atemlenkung im Yoga wird Pranayama genannt. Prana bedeutet Lebensenergie und bezieht sich auf die ursprüngliche Energie des gesamten Universums.
Die Atmung ist die Hauptenergiequelle und damit das Leben für den Körper. Sie ist direkt mit dem Herzschlag und auch mit den Gefühlen verbunden. Schlechte Atmung kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen beitragen, von Bluthochdruck bis hin zu Schlaflosigkeit. Sehen wir uns an, warum.
Atmungszyklus
Mit jedem Einatmen nimmst du frische Luft und damit Energie auf. Mit jedem Ausatmen verbreitest du diese Energie in deinem ganzen Körper und entfernst gleichzeitig Abfallstoffe aus deinem Körper. Die Ausatmung ist die Hauptform der Ausscheidung von Giftstoffen aus unserem Körper.
Pranayama führt das Bewusstsein auch zu den Zwischenschritten: Luft anhalten nach dem Einatmen und Luft anhalten nach dem Ausatmen.
Dies sind die 4 Schritte eines Atemzyklus:
- Einatmen
- Mit voller Lunge halten
- Ausatmen
- Mit leerer Lunge halten
Die Dauer jedes dieser 4 Schritte bestimmt die Qualität deiner Atmung, ihre Auswirkungen auf deinen Körper und deine Gefühle.
Im täglichen Leben praktizieren die meisten Menschen einen flachen Atem, d.h. ein kurzes Ein- und Ausatmen,ohne das gesamte Atemorgan zu benutzen.
Atemorgan(e)
Nase und Mund
Die Luft tritt durch die Nase und/oder den Mund ein. Im Yoga wirst du aufgefordert durch die Nase einzuatmen. Hierfür gibt es zwei Hauptgründe:
- Die Nase ist ein wunderbarer Filter mit winzigen Haaren, den Flimmerhärchen. Sie filtern, befeuchten und erwärmen oder kühlen die Luft (je nach Temperatur), bevor sie in die Lunge gelangt. Staub und Allergene bleiben draußen.
- Das Einatmen durch die Nase ermöglicht tiefere Atemzüge, was den unteren Lungenbereich dazu anregt, größere Mengen Sauerstoff im Körper zu verteilen, und sich auch auf die Bewegung des Zwerchfells auswirkt.
Lunge
Die Luft gelangt in die Lunge, von wo aus der Sauerstoff in den Blutkreislauf gepumpt wird und von dort aus durch den gesamten Körper zirkuliert. Wenn die unteren Lungenteile mit Luft gefüllt sind, aktivieren sie die Bewegung des Zwerchfells.
Zwerchfell
Das Zwerchfell ist ein regelrechter Atemmuskel. Es befindet sich zwischen Lunge und Bauch und sollte sich bei jedem Atemzug heben und senken, wodurch eine Bauchbewegung entsteht
Bauch
Du kannst nicht in den Bauch atmen, du kannst nur in die Lungen atmen. Wenn du langsam einatmest, ziehst du die Luft tief in deine Lunge. In dieser Phase wird das Zwerchfell aktiviert und geht von seiner aufrechten oder kuppelförmigen Position in eine flachere Form über. Wenn sich das Zwerchfell abflacht, übt es Druck auf die darunter liegenden Organe aus. Sofern du deine Bauchmuskeln entspannt hältst, bewegt sich der Bauch nach außen. Beim Ausatmen kehrt das Zwerchfell in seine kuppelförmige Position zurück und der Bauch bewegt sich nach innen.
Diese Bewegung massiert die lebenswichtigen Verdauungsorgane und trägt zu einer guten Ausscheidung bei, eine weitere Möglichkeit, Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen. Durch diese Bewegung werden auch die Eierstöcke stimuliert, was beim Hormon-Yoga wichtig ist.
Lage und Form des Zwerchfells
Atmungstechnik
Welches ist die richtige Atemtechnik für eine vollständige und vorteilhafte Sauerstoffzufuhr? Die Lunge und der Bauch sollten sich grundsätzlich gleichmäßig ausdehnen. Um dies bewusst zu tun, solltest du dir die drei Arten der Atmungunterscheiden.
Untere oder Bauchatmung
Das ist die Atmung, die du unbewusst praktizierst, z. B. wenn du schläfst. Lege deine Hände auf deinen Bauch und lass deinen normalen Atem fließen. Beim Einatmen spüre wie sich der Bauch ausdehnt, beim Ausatmen wie er sich wieder verkleinert. Bei dieser Technik füllst du den unteren Teil deiner Lunge und bewegst das Zwerchfell.
Mittlere oder Brustatmung
Lege deine Hände auf deine Rippen, deine Finger berühren sich fast. Wenn du atmest, versuchst du, deinen Bauch nicht zu bewegen. Versuche den mittleren Teil deines Brustkorbs zu füllen, indem du die Rippen seitlich ausdehnst. Beim Einatmen gleiten die Finger auseinander, beim Ausatmen zurück.
Obere oder Schlüsselbeinatmung
Die obere Atmung ist eine Fortführung der mittleren Atmung. Fülle deinen Brustkorb mit Luft, ohne deinen Bauch zu bewegen, und atme dann weiter ein, bis du spürst, wie sich der Bereich deines Schlüsselbeins leicht hebt.
Vollständige Atmung
Für die vollständige Atmung übst du alle drei vorherigen Techniken nacheinander in einem Durchgang. Mit dem Einatmen öffne den Bauch, dann dehne den Brustkorb und hebe schließlich das Schlüsselbein leicht an. Beim Ausatmen wird zunächst der Bauch eingezogen, dann die Mitte und schließlich der obere Teil der Lunge entleert.
Kontrolliere deinen Atem und du kontrollierst dein Leben
Langsames und achtsames Atmen ist eine der praktischsten und wirksamsten Entspannungstechniken. Untersuchungen zeigen, dass es die Herzfrequenz und den Ruheblutdruck sofort senkt und den Ruheblutdruck nach einigen Wochen konsequenter Übung dauerhaft senkt.
Wenn du deinen Atem meisterst, bist du auch Herr über deine Emotionen, du kannst deine Energie und deine Hormonproduktion steigern. Mehr dazu in den nächsten Beiträgen.